In Deutschland angekommen?
Vor einem Jahr wurde an gleicher Stelle über die Flüchtlingssituation in Heidenau berichtet.
Die Entwicklung ist vorangeschritten. Seit 2015 befinden sich ca. 400 Ausländer zusätzlich in Heidenau, davon 106 Asylbewerber, im Landkreis sind es momentan 1361. Um die Integration voranzubringen, arbeitet das Netzwerk Heidenau mit seinen fleißigen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen weiterhin sehr engagiert für die Integration der Flüchtlinge. Wegen Bauarbeiten am Gebäude des Begegnungskaffees (AMBOS) findet dieses monatliche Treffen nunmehr seit letztem Jahr in der rekonstruierten Christuskirche statt.
Vor einem Jahr ist zu zwei junge Afghanen und einer indische Familie mit zwei Kindern berichtet worden über Beweggründe ihrer Flucht, die Aufnahme in Deutschland und ihre Pläne. Aus den den alten Bundesländern gab es auch Reaktionen zu diesem Thema und zur gelebten Solidarität gegenüber den Geflüchteten. Eine der ersten Wortmeldungen war: „ Die 6 Personen müssen wieder zurück!“. Nach zwischenzeitlicher Korrespondenz änderte sich das Urteil: „Das was Sie machen, zahlt sich aus!“ Da kann man froh sein, einen gemeinsamen Nenner gefunden zu haben. Es ist auch wohl echte Überzeugung.
Wie geht es den von uns unterstützten afghanischen und indischen Bürgern? Der eine junge Afghane hatte letztes Jahr 7 Monate als Eisenflechter bei einem Bauservicebetrieb gearbeitet. Eine sehr schwere Arbeit mit relativ guter Bezahlung, so dass er sparen konnte. Er konzentrierte sich dann auf sprachliche Weiterbildung und machte dann den PKW Führerschein. Alle Prüfungen bestand er auf Anhieb. Wir unterstützten ihn bei den theoretischen Fragen. Zwischenzeitlich machte er Praktika in Pflegeheimen und arbeitet jetzt als Pflegehelfer in Dresden. Momentan nur 30 Stunden in der Woche, aber immerhin. Er kann sich vorstellen, den Beruf, der Zukunft hat, zu erlernen. Er hat gute Aussichten, seinen Asylantrag bestätigt zu bekommen.
Der andere Junge tut sich aufgrund seiner Vorgeschichte und Krankheit etwas schwerer. Sein
Hauptaugenmerk lag bei Teilnahmen an Sprach – und Integrationskursen. Vom Jobcenter wurde ihm eine Arbeit in einem Dresdner Pflegeheim als Helfer vermittelt, wo er seit Dezember 30 Stunden pro Woche arbeitet. Es gefällt ihm gut und er kann sich vorstellen, länger dort zu bleiben. An seinem Beispiel haben wir die deutsche Bürokratie erlebt, wenn es darum geht, Kontakte zum Jobcenter, Ausländerbehörde, Sozialamt, Arbeitsstelle, Kindergeldstelle und Wohnungsgesellschaft zu koordinieren. Bei diesen vielen Abhängigkeiten geht es bei ihm natürlich darum, dass immer ausreichend Geld auf dem Konto ist, um zumindest die Fixkosten abzudecken und nicht die Übersicht zu verlieren. Diese Situation normalisiert sich jetzt mit dem Job im Pflegeheim. Auch er hat gute Chancen, in Deutschland bleiben zu dürfen.
Die indische Familie hat sich soweit etabliert, dass der Asylantrag bestätigt ist. Mutter (5 Stundentag) und Vater (450 € Job) haben in einem Dresdner Hotel im Servicebereich und Rezeption Beschäftigung gefunden. Als Inder kommen ihnen dabei ihre englischen Sprachkenntnisse entgegen. Der Vater hat in Indien Logistik studiert und stellt sich eine Arbeit mit besserem Verdienst vor, was aber bisher nicht geklappt hat. Dabei ist hinderlich, dass bestimmte Qualifikationen, z.B. Gabelstaplerführerschein, viel Geld kosten.
Die Kinder, 8 und 2 Jahre alt, gehen zur Schule bzw. zu einer Tagesmutti. Wenn diese Urlaub hat, gibt es für die Kleine noch keine Unterbringungsmöglichkeit.
In einer Familie ist es alles etwas schwieriger zu organisieren. Aufgrund der gering bezahlten Jobs ist das Geld oftmals auch sehr knapp. So gesehen, fühlt sich diese Familie noch nicht so richtig in Deutschland angekommen.
Bei aller Mühe ist insgesamt von allen Beteiligten noch einiges zu tun, damit sich die Flüchtlinge endgültig in Deutschland angekommen fühlen.
Peter Fischer